Rückblick auf den Tag der Deutschen Sprache 2024 in Helsinki

Rückblick auf den Tag der Deutschen Sprache 2024 in Helsinki

Am 28. September 2024 fand erneut der Tag der Deutschen Sprache statt, organisiert vom Verband der Finnisch-Deutschen Vereine (SSYL), dem Finnischen Deutschlehrerverband und der Aue-Stiftung, in Zusammenarbeit mit unseren vielen Partnerorganisationen. Dieser Tag stand wieder ganz im Zeichen der deutschen Sprache und bot ein abwechslungsreiches Programm voller spannender Vorträge, kultureller Beiträge und interaktiver Begegnungen. An der Hand von Moderatorin Dr. Luise Liefländer-Leskinen, Vorsitzende des SSYL, wurden wir routiniert durch das Programm geführt. [der Artikel geht nach der Bildcollage weiter]

 

Der Tag begann mit einem herzlichen Empfang bei Kaffee und bot den Teilnehmenden gleich zu Beginn die Gelegenheit, sich auszutauschen und auf die bevorstehenden Programmpunkte einzustimmen. Die neue Schulleiterin der Deutschen Schule, Saga Sjölund, eröffnete den Tag mit einem warmen Grußwort und hob die Bedeutung der Veranstaltung hervor. Der Tag findet seit 2015 statt und seit 2017 in der Deutschen Schule Helsinki! Wir möchten uns auch auf diesem Wege herzlich für die Gastfreundlichkeit bedanken.

Im ersten Fachvortrag beleuchteten Prof. Sandra Reimann von der Universität Oulu und Mikaela Jaanti von der Deutsch-Finnischen Handelskammer die Rolle der interkulturellen Kommunikation in der Wirtschafts- und Werbebranche. Jaanti betonte, dass Deutschland nach wie vor der wichtigste Handelspartner Finnlands bleibt – das Exportvolumen nach Deutschland übersteigt sogar das Finnlands nach Nord- und Südamerika zusammen. Professorin Reimann hob die aktive Zusammenarbeit der Ouluer Germanistik mit lokalen Unternehmen hervor, in deren Rahmen Studierende zum Beispiel Webseiten übersetzen und analysieren. Sprachkundige Mitarbeiter sind demnach ein entscheidender Faktor für den Unternehmenserfolg bei der Expansion in den deutschsprachigen Raum.

Dr. Lutz Kuntzsch von der Gesellschaft für deutsche Sprache lud uns ein auf eine faszinierende Reise durch die Welt der “Wörter des Jahres” und gab Anregungen diese Wörter didaktisch im Deutschunterricht zu nutzen. Dr. Kuntzsch zeigte sich beeindruckt von der Teilnahme dreier Botschafter*innen und einer Außenministerin. Dies unterstreiche, so Kuntzsch, die Relevanz der deutschen Sprache in Finnland.

von links: Botschafter Stephan Auer (D), Dr. Luise Liefländer-Leskinen, Botschafterin Sabrina Dallafior Matter (CH), Außenministerin Elina Valtonen, Botschafter Dr. Herbert Pichler (A)

Ein besonderer Moment war das Grußwort von Außenministerin Elina Valtonen, die trotz ihres vollen Terminkalenders – sie war gerade erst von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York zurückgekehrt – die Veranstaltung mit ihrer Anwesenheit bereicherte. Ihre Ansprache – natürlich in akzentfreiem Deutsch auf Muttersprachniveau – zeigte ihre hohe Wertschätzung für die Beziehungen zwischen Finnland und den deutschsprachigen Ländern und nicht zuletzt für die Arbeit der Deutschlehrer*innen. Valtonen sorgte für einiges Schmunzeln, als sie verriet bereits als Kind in Bonn ihrer besten Freundin ins Freundebuch geschrieben zu haben eines Tages Präsidentin von Finnland werden zu wollen. Ob das als eine sehr frühe Ankündigung einer Kandidatur zu verstehen ist, wird sich zeigen! 😉

Auf der Deutschmesse stellten sich wieder zahlreiche deutschsprachige Institutionen und Verlage vor, und beim D-A-CH-Imbiss konnten die Teilnehmenden kulinarische Spezialitäten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz genießen. Es gab köstliche Brezeln, Salate, Schweizer Käse, Apfelschorle, Wein und Sachertorte. Unser herzlicher Dank gilt den Botschaften!

Ein weiterer Höhepunkt des Tages war die Verleihung des Silta-Brücke-Preises von SSYL an Verbandsmitglied Jaana Parviainen, eine herausragende Deutschlehrerin aus Savonlinna. Ihr Engagement für die deutsche Sprache verdient diese besondere Anerkennung – herzlichen Glückwunsch!

Aktuelles aus den deutschsprachigen Ländern

In den anschließenden Reden gaben die Botschafter der deutschsprachigen Länder spannende Einblicke in ihre Heimatländer. Stephan Auer, der neue deutsche Botschafter, hielt seine erste öffentliche Rede seit Amtsantritt in Finnland und betonte die Chancen, die im Kampf gegen den Klimawandel liegen. Klimaschutz und Wirtschaftswachstum schließen sich nicht gegenseitig aus!

Die Schweizer Botschafterin Sabrina Dallafior Matter erhellte das Publikum mit einem humorvollen Einstieg, bevor sie über die multikulturelle Schweiz im Herzen Europas sprach. Sie betonte, dass die Kooperation der Schweiz mit der EU über bilaterale Gespräche und Abkommen und nicht zuletzt durch die Teilnahme der Schweiz am Schengener Abkommen, für eine Nähe zur Union sorge, die einer Mitgliedschaft recht ähnlich sei. In aktuellen Gesprächen strebt die Schweiz außerdem an, sich wieder am Erasmus Programm, an Creative Europe und diversen Forschungsprojekten zu beteiligen.

Botschafter Dr. Herbert Pichler gab uns Einblicke in die österreichische Kulturpolitik. Auch wenn Österreich ein innovativer Wirtschaftsstandort mit Investitionsmöglichkeiten ist, sei das Land doch vor allem für seine Kultur bekannt. Österreichische Kulturveranstaltungen im Ausland werden aktiv gefördert. So hat es 2023 insgesamt 5000 kulturelle Veranstaltungen, von 8000 Kulturschaffenden und Künstler*innen, an 2000 verschiedenen Standorten weltweit gegeben. Beeindruckend! Eine solche Wertschätzung von Kunst und Kultur wünscht man sich auch in Finnland! Pichler erläuterte, dass heute ein erweiterter Kulturbegriff gilt, der neben Literatur, Musik und Kunst auch Themen wie Ökologie, Umwelt, Digitalisierung, Gleichberechtigung und den interkulturellen Dialog beinhaltet.

Förderung der deutschen Sprache in Finnland

Auch die Kurzvorträge am Nachmittag boten reichlich Stoff für Diskussionen. Dr. Annamari Arrakoski-Engardt von der Aue-Stiftung sprach über die Förderung der deutschen Sprache durch die Stiftung. Besonders die Diskussion über die Nutzung von Handys im Unterricht und in der Schule generell führte zu angeregten Gesprächen.

Dejana Kerošević Isosalo stellte die vielfältigen Aktivitäten des Goethe-Instituts Finnland zur Förderung der deutschen Sprache vor. Das Goethe-Institut unterstützt Lehrkräfte in Finnland mit zahlreichen Fortbildungsangeboten, Unterrichtsmaterialien und kulturellen Veranstaltungen, um den Deutschunterricht noch attraktiver und zeitgemäßer zu gestalten.  Kerošević Isosalo präsentierte konkrete Initiativen vor. Dazu gehören beispielsweise: die Karrieretage, die in diesem Jahr in Helsinki und Turku stattfinden werden; die digitale Plattform Deutschstunde mit kostenlosen Unterrichtsmaterialien und -ideen; der biennal in einer anderen deutschen Stadt stattfindende, weltweit größte Deutschwettbewerb IDO (Internationale Deutscholympiade), der für die teilnehmenden Schüler*innen immer ein großes Erlebnis ist. Darüber hinaus können sich Deutschlehrende um Stipendien bewerben.

Vorstandsmitglied und Deutschlehrerin Päivi Mäkinen gab zum Abschluss des Tages wertvolle Anregungen, wie man beispielsweise durch sogenannte Sprachduschen die Sprachwahl von Vorschülern beeinflussen kann. Ihre Erfolge in Hyvinkää zeigen, dass es möglich ist, Alternativen zu Englisch als erste Fremdsprache attraktiver zu machen.

Ein großer Dank geht an alle Partnerorganisationen, Mithelfer*innen, Aussteller, Redner*innen und natürlich an die zahlreichen Besucher*innen, die diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal!

Text & Fotos: Nicole Myyryläinen, Finnischer Deutschlehrerverband

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Opetus- ja kulttuuriministeriö, Opetushallitus ja Aue-säätiö tukevat toimintaamme. Oppilasvaihto toteutetaan yhteistyössä saksalaisen kumppanijärjestömme DFG:n kanssa.

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